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Eine andere Sicht auf die Endlichkeit der Ressourcen - Warum ich mich gegen Rohstoffinvestments entscheide

Meine Entscheidung, nicht in Rohstoffe zu investieren, mag auf den ersten Blick kontraintuitiv erscheinen, besonders angesichts der Tatsache, dass Rohstoffe oft als sicherer Hafen in Zeiten der Unsicherheit gepriesen werden. Doch diese Entscheidung ist tief verwurzelt in meiner Sichtweise auf die Verfügbarkeit von Ressourcen und die Dynamik der globalen Wirtschaft.


Der traditionelle Diskurs über Rohstoffe basiert auf der Annahme, dass natürliche Ressourcen endlich sind und dass ihre Erschöpfung unvermeidlich ist. Diese Sichtweise führt zu der Überzeugung, dass die Preise für Rohstoffe langfristig steigen müssen, da die Ressourcen knapper werden. Aber die Realität der letzten Jahrzehnte stellt diese Annahme in Frage.


Betrachten wir die „bekannten oder nachgewiesenen Vorkommen“, also die Mengen einer Ressource, die mit aktuellen Technologien und zu heutigen Preisen gewinnbar sind. Wider Erwarten zeigen die Daten, dass diese Reserven für praktisch alle uns bekannten Ressourcen über die Zeit nicht abnehmen, sondern zunehmen. Dieser Trend spiegelt wider, wie technologischer Fortschritt und steigende Nachfrage zu Innovationen führen, die wiederum die Entdeckung neuer Vorkommen begünstigen.


Die nachgewiesenen Reserven vieler Metalle beispielsweise sind zwischen 1950 und 1990 erheblich gewachsen, obwohl in diesem Zeitraum die Weltbevölkerung und das globale BIP dramatisch anstiegen. Dies illustriert, dass unsere Fähigkeit, Ressourcen zu entdecken und zu nutzen, mit unserer Nachfrage Schritt hält oder diese sogar übertrifft. Aus diesem Grund kann ich das ganze Gerede von einer Rohstoffsuperzyklus nicht verstehen. Grundsätzlich ist es möglich, dass aufgrund von Nachfrage- oder Angebotsschocks kurzfristige Preissteigerungen eintreten können. Aber die meisten Anleger sehen sich doch im langfristigen Buy and Hold Lager. Weshalb das Spekulieren auf kurzfristige Preisveränderungen keinerlei Relevanz hat.



Infobox Rohstoffe der Erde


Diese Perspektive auf die Ressourcenverfügbarkeit, gekoppelt mit historischen Daten über Rohstoffpreise, hat meine Anlagestrategie maßgeblich beeinflusst. Die Realpreise vieler Rohstoffe sind langfristig gefallen, trotz steigender Nachfrage. Dies deutet darauf hin, dass die Angst vor der Erschöpfung natürlicher Ressourcen möglicherweise überbewertet ist und dass die Dynamik der Rohstoffmärkte von anderen Faktoren, wie technologischem Fortschritt und Effizienzsteigerungen, angetrieben wird.


Meine Zurückhaltung, in Rohstoffe zu investieren, basiert somit auf der Überzeugung, dass die Menschheit immer Wege finden wird, die Effizienz der Nutzung und die Verfügbarkeit von Ressourcen zu steigern. Die Geschichte hat gezeigt, dass der menschliche Erfindungsreichtum und die technologische Innovation oft die befürchteten Grenzen der Ressourcenknappheit überwinden.


In einer Welt, die durch Innovation vorangetrieben wird, sehe ich größere Chancen in Investitionen, die direkt mit dem Fortschritt und der Entwicklung neuer Technologien verbunden sind, anstatt in die Rohstoffe selbst. Die Prämisse, dass Ressourcen endlich sind und daher immer wertvoller werden, hält einer genaueren Überprüfung nicht stand. Vielmehr ist es die Innovationskraft, die den wahren Wert schafft und das Potenzial für nachhaltiges Wachstum bietet.


Wenn man vor der Wahl steht, Öl von Lieferant A oder B zu erwerben, spielt der Preis oft die ausschlaggebende Rolle, da es aus Sicht des Käufers wenig Unterschied macht, von wem das Öl bezogen wird. Anders verhält es sich bei Produkten mit starker Markenbindung, wie Smartphones oder Autos einer spezifischen Marke, wo der Preis nicht immer das Hauptkriterium für die Kaufentscheidung ist. Diese Überlegung führt zur Frage, ob es sinnvoller ist, in Rohstoffaktien oder direkt in Rohstoffe zu investieren. Unternehmen im Rohstoffsektor haben in der Regel keine Kontrolle über die Preisgestaltung, was bedeutet, dass ihre Gewinnmargen im Vergleich zu technologieintensiven Unternehmen nicht überproportional hoch sein können.



Frage: Würdest du in Rohstoffaktien investieren?


Letztlich ist meine Entscheidung, nicht in Rohstoffe zu investieren, eine Wette auf die menschliche Kreativität und die Fähigkeit, mit den Herausforderungen einer sich verändernden Welt umzugehen. Es ist ein Glaube daran, dass die Grenzen, die uns heute beschränken, die Innovationen von morgen befeuern werden.


Es ist nicht eine Investition in Technologie. Technologie ist ein Werkzeug. Es geht darum, in Erfindungen und Vorstellungskraft zu investieren. Es geht darum, in die Zukunft zu investieren.

Jeff Bezos

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